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Zu Gast in der red lounge : Chris
eine rothaarige Besucherin über ihre Sicht der Dinge
Sie hat rote, schulterlange, lockige Haare.
Das Haar der 35jährigen wirkt ausgesprochen anziehend. Sie ist groß, hat eine sportliche Figur und Sommersprossen im Gesicht und auf den Armen, aber nicht so viele.
Im Gesicht kommen sie bei Chris eigentlich erst bei viel Sonne zum Vorschein. Allerdings läßt sie sie dann auch so richtig "aufblühen" - wie eine Blumenwiese, weil sie ihre Sommersprossen gerne mag. Ihre Haut ist nicht so empfindlich und wird braun. Chris hat dunkle Wimpern und Augenbrauen, ihre Augen sind blau-grün. Und ihre Augen sind ganz besonders bezaubernd ...
Es ist mehr als nur die Haarfarbe
Chris lehnt sich entspannt in dem roten Ledersofa zurück und sagt :
»Ich mag meine roten Haare, die ich meinem Vater verdanke. Meine Mutter ist blond, aber meine Schwester hat auch rote Haare, allerdings ist ihr Haar heller und glatter.
Natürlich ist es nicht so, dass ich nie unglücklich war, rothaarig zu sein. "Pippi Langstrumpf" und "Feuermelder" waren nur einige "Spitznamen", die ich als Kind bekam. Sprüche und Hänseleien kenne ich zur Genüge.
Untertauchen oder Farbe bekennen
Untertauchen oder Farbe bekennen
Aber es waren nicht nur Kinder, die mir blöde Spitznamen hinterherriefen. Auch mancher Erwachsene deutete auf mich und meine Schwester und fragte meine Mutter, wie sie denn
an "zwei Füchse" geraten sei !? Wir waren damals noch sehr jung und ich glaube, es sind solche Erlebnisse, die uns Rothaarige stark beeinflussen.
Es gibt zwei verschiedene Tendenzen im Umgang damit : entweder, wir Rothaarigen versuchen, wenn wir schon durch unsere Haarfarbe auffallen, in allen anderen Lebensbereichen so unscheinbar wie möglich zu sein, um ja nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten. Oder wir werden selbstbewußt und sagen uns : "dann eben erst recht". Ich gehöre zur zweiten Gruppe.
Opfer männlicher Phantasien und weiblicher Neidattacken
Raus aus der Schublade
Dabei war ich eigentlich recht schüchtern. Als man mir das erste Mal die berühmte Frage stellte, ob ich eine "echte Rothaarige" sei - und damit der Bereich unterhalb der Gürtellinie gemeint war - bin ich fast im Erdboden versunken.
Später konnten mich solche Sprüche dank meiner wachsenden Schlagfertigkeit nicht mehr provozieren. Was mich allerdings ärgerte, war die Einstellung vieler Männer : für eine heiße Affäre nebenbei
oder einen "One-night-stand" war ich offenbar bestens geeignet, denn es ist ja "bekannt", dass wir Rothaarigen besonders geil sind und absolute Spitze im Bett. "Je rostiger das Dach, desto feuchter der Keller."
Zeitweise habe ich sogar gemeint, diesem Image im Bett auch entsprechen zu müssen, aber das ist vorbei. Frauen war ich oft ein Dorn im Auge, denn auch ihnen ist ja dieses Image bekannt. Wir werden deshalb oft als potentielle Gefahr gesehen, als männerhungriger Vamp, als jemand, der nur eines im Sinn hat : "anständigen" Frauen den Mann auszuspannen für eine kurze, heiße Affäre ...
femme fatale - Bringen rothaarige Frauen Männern Unglück ?
Bringen rothaarige Frauen Männern Unglück ?
Oft fällt uns rothaarigen Frauen die Rolle der Geliebten zu, die am Ende den Kürzeren zieht. Oder unsere Beziehungen enden oft tragisch.
Sind wir Rothaarigen es, die Männern kein Glück bringen ? Hinterlassen wir eine Spur gebrochener Herzen ?
Was mich betrifft : ich bin ein Mensch mit einem Hang zum Extremen. Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt, Mittelmaß gibt es kaum. Und so wirke ich auch auf andere Menschen : entweder findet man mich super oder völlig ätzend.
Wenn ich mich manchmal mit brünetten, blonden oder schwarzhaarigen Frauen verglichen habe, habe ich mich gefragt : blonde Frauen wirken engelsgleich, wecken bei Männern Beschützerinstinkte, Brünette und Schwarzhaarige sind oft rassig, wirken südländisch - aber wie wirken wir Rothaarigen ? Weder engelsgleich noch rassig - für viele eher ein guter Kumpel als die Frau fürs Leben. Aber ich habe auch festgestellt : wer die Schönheit von Rothaarigen erkennt, verfällt uns - ein Leben lang !
Selbstbewußt
oder sensibel ?
Beides.
Man sagt uns Rothaarigen nach, wir seien "leicht reizbar", womit eine leichte(re) sexuelle Erregbarkeit, aber auch ein Hang zu Temperamentausbrüchen, Wutanfällen usw. gemeint ist.
Wir sind sehr sensibel, oft schüchtern und neigen dazu, um dies zu vertuschen, einen Schutzwall um uns aufzubauen, der von vielen ( die sich nicht die Mühe machen, genauer hinzusehen, denn dann würde diese Taktik schnell durchschaut ) als Arroganz interpretiert wird.
Wissenschaftler erklären unsere Empfindlichkeit in jeder Hinsicht übrigens damit, dass wir Rothaarigen im wahrsten Sinne des Wortes "dünnhäutig" seien. Unsere Haut sei "dünner" als bei anderen, da die Nerven näher unter der Hautoberfläche lägen. Aus diesem Grund sollen Berührungen etc. viel leichter und schneller weitergeleitet werden und oftmals extreme Reaktionen verursachen.
Es ist mehr als nur die Haarfarbe
Es ist mehr als nur die Haarfarbe
Wir sind eine seltene Spezies : angeblich gibt es weltweit nur drei Prozent echte Rothaarige. Ich bin froh, eine so außergewöhnliche Haarfarbe zu haben.
Von Zeit zu Zeit ist die Haarfarbe Rot "in" und viele Frauen, die lange nur überhebliche Blicke für uns übrig hatten, färben sich die Haare rot ! Aber man kann nicht rothaarig "werden", wenn man nicht so geboren ist.
Denn es ist mehr als nur die Haarfarbe - es ist eine Lebensphilosophie, die eine Rothaarige ausmacht ...«
Christiane Micic
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